gemeinsamen Mal. Ich, wundersam erschlankt, in einem weißen Negligee. Der Pirat komplett nackt, schier von Sinnen aus lauter Leidenschaft. Er reißt mir das sündige Negligee vom Körper, staunt über meine perfekten Formen, wirft sich auf mich, liebt mich. So sehr und so wild und so innig, wie noch nie ein Mann eine Frau geliebt hat. Ich lasse ihn meinen trainierten Beckenboden spüren. Er jault auf vor Lust, bricht erschöpft über mir zusammen, flüstert: »Du unglaublich erfahrene Liebhaberin, Frau meiner Träume. Noch nie hatte ich eine Partnerin, die so genau wusste, was ich brauche. Ich möchte immer bei dir sein. Immer. Immer.«
Ich griff nach der Vaginalsonde. Die Katzenfrau hatte zwar soeben bezahlt, es dauerte aber, bis sie die Futterschälchen auf ihre sieben Einkaufstaschen aufgeteilt hatte.
Die Vaginalsonde lag in ihrer riesigen weißen Schachtel neben der Bodylotion und der Cellulitecreme auf dem Förderband und wartete. Ich biss mir auf die Lippen und wartete auch. Es ist nichts dabei, redete ich mir gut zu. Du bist erwachsen. Du hast das Recht, alles in dem Laden zu kaufen, was sie anbieten. Es ist nichts dabei. Die Katzenfrau zog ab. Die Kassiererin schob erst die beiden Lotionen über den Scanner, dann die Vaginalsonde. Es ist nichts dabei, sagte ich mir noch mal, rein gar nichts. Die Kassiererin sah mich an.
»Ich habe ein Kind bekommen«, erklärte ich.
»Schon klar. Das macht hundertzweiundvierzig Euro und dreißig Cent.«
Ich wühlte das Geld hervor und murmelte: »Drei Wochen alt ist er. Mein Sohn.«
»Mmhm.« Gelangweilt drückte sie mir das Wechselgeld in die Hand.
Ich steckte es ein, schnappte mir meine Schätze und – starb.
»Frau Kis!«
Ich starb, war aber leider nicht tot. Ich starrte den Piraten an. Der Pirat starrte die Femaline-Reizstrom-Vaginalsonde an.
Ich starb noch einmal.
Und war leider immer noch nicht tot.
Mein Blick senkte sich auf die Schachtel. Ganz langsam. Aliens, bitte … Dir wird etwas einfallen, Teddy. Es gibt ein Leben nach dem Tod. Dir wird etwas –
»He«, rief ich aus. Im empörtesten Ton, den ich mir von meinen Kundinnen nur hatte abhören können, »he, das ist ja gar keine Energiesparlampe! Das ist … Strom!« In Richtung Kassa rief ich: »Sie haben mir das Falsche verkauft. Ich wollte eine Energiesparglühbirne für meine Küchenlampe, keine … mit Strom. Da hängt ein Kabel dran, zwei Kabel sogar, das brauch ich nicht. Das brauch ich nicht«, wiederholte ich, zum Piraten gewandt.
Die nette Dame von der Kassa erwiderte: »Lampe? Das ist eine Schei-den-son-de. Für’n Orgasmus. Aber Sie haben mir ja g’sagt, Sie brauchens, weil’s ein Kind ’kriegt haben.«
»Was?«, rief ich. Dann wieder zum Piraten gewandt, im Flüsterton: »Ich glaube, die Frau ist komplett … Sie wissen schon. Naja, ich will ihr keine Umstände machen.« Ich ging zur Kassa und sagte laut: »Ich will Ihnen keine Umstände machen, aber die Glühbirne brauche ich nicht.« Etwas leiser fügte ich hinzu: »Ich bekomme doch mein Geld zurück, oder?« Ich legte die Schachtel ins Regal zurück, wartete, bis die genervte Kassiererin mir die neunundneunzig Euro zurückgegeben hatte, und marschierte dann zum Piraten zurück. Hocherhobenen Hauptes. Knallrot, das spürte ich, aber zumindest hocherhobenen Hauptes.
»Geht’s Ihnen gut?«, fragte ich ihn. »Schöner Tag heute, nicht wahr? So heiß. Ein langer Sommer. Ich mag den Sommer. Schön heiß. Wie geht es Ihnen?«
Er nickte, streifte mich dabei kurz mit dem Blick und sah dann schnell weg. Seltsamer Mann. Schweigend gingen wir die paar Meter bis zum Libri Liberi. Er machte den Mund auf, doch dann schloss er ihn wieder und nickte mir nur zum Abschied zu. Das war zu wenig.
»Herr Nemeth«, krächzte ich und hörte mich an wie ein sterbender Rabe, »Herr Nemeth, es bleibt doch bei Samstag, oder?«
Er nickte ein letztes Mal, dann verschwand er in seinem Laden.
Am liebsten hätte ich meine Nase an seine Fensterscheibe gedrückt und wäre den ganzen Tag so geblieben, bei ihm. Aber das ging natürlich nicht. Ich drehte mich zur anderen Straßenseite, wollte zu Batman hinüber, doch neben ihm stand Herr Wagenleithner und rauchte. Ich hob die Hand und winkte Batman zu. Herr Wagenleithner hob die Hand und zeigte mir den Mittelfinger. Mir blieb der Mund offen stehen. Das war heute echt nicht mein Tag.
»Deine Freundin war schon wieder da.«
Immerhin sprach Be-De wieder mit mir. Ich freute mich so sehr darüber, dass ich großmütig sagte: »Tut mir leid wegen gestern. Das war alles nicht so gemeint.«
Be-De seufzte großmütig. »Entschuldigung angenommen.«
Zufrieden verzog mich nach hinten, um mich umzuziehen. Be-De kam hinter mir her. »Was will die eigentlich von dir?«
Ich drehte das Wasser auf und zuckte mit den Schultern.
»Na komm, heute ist schon der dritte Tag, an dem die sich hier herumtreibt.«
»Bonnie-Denise, könntest