vorbeikamen, hüpfte Batman an mir hoch. Ich tätschelte seinen Kopf.
»Oh, der Hund mag Sie«, stellte Strohmann fest.
Ich nickte stolz. »Ja, wir sind ganz dicke Freunde – äh, also ganz feste … gute Freunde. Nicht wahr, Batman? Das sind wir, ja, das sind wir.« Batman schnüffelte an meinen Waden.
»Na dann, mein Süßer«, säuselte ich, »bis morgen!«
Doch Batman schnüffelte weiter. Und plötzlich versenkte er seine Schnauze zwischen meinen Beinen, als hätte ich dort seinen Futternapf versteckt. Ich stieß ein gequältes Lachen aus und versuchte Batmans Kopf zurückzuschieben und gleichzeitig so auszusehen, als wäre mir das Ganze überhaupt nicht peinlich.
Der Zahnarzt fixierte angestrengt einen Punkt über meinem Kopf: »Ich kannte auch mal einen Hund«, begann er, während ich Batmans Kopf mit beiden Händen packte und schnell feststellen musste, dass das geliebte Hundsvieh mir kräftemäßig weit überlegen war. Aus den Augenwinkeln sah ich Strohmanns Blick nach unten schweifen und gleich darauf wieder nach oben schnellen.
»Der Hund, den ich da kannte, der hatte die Angewohnheit, jedes Bein, das er sah, anzu-, er … er glaubte wohl, dass das jeweilige Bein eine attraktive Hundedame ist. Ähm, was ich damit sagen will, ist, dass Hunde, also die Spezies Hund an sich manchmal ein durchaus eigenartiges Verhalten an den Tag legen kann, das wir Menschen, historisch gesehen und vor allem auch medizinisch gesprochen …«
In dem Moment zog Batman seinen Kopf zurück, ich war frei. Der Zahnarzt unterbrach sich in der Sekunde und deutete nach links. »Da steht der Wagen.«
Der Peugeot war schwarz, was ich gar nicht glauben konnte. Ich in einem coolen, schwarzen Auto?
»Leider hat er keine Klimaanlage, aber die könnte man jederzeit einbauen lassen«, erklärte Strohmann, während wir uns auf die Sitze zwängten, er auf die Fahrerseite, ich daneben. Klimaanlage, wer brauchte denn so was? Der Peugeot hatte etwas viel Besseres.
»Da sind ja elektrische Fensterheber«, rief ich begeistert aus. Mama würde stolz auf mich sein, so was hatte sie immer gewollt.
»Vorne, ja«, erwiderte Strohmann. »Die Herrschaften auf den hinteren Plätzen werden leider zu kurbeln haben.«
»Das macht nichts. Hinten fährt eh nie jemand mit«, sagte ich automatisch.
Strohmann drehte den Zündschlüssel. Der Motor schnurrte, ich liebte das Auto.
»So, liebste Teddy, dann werden wir einmal loslegen. Ich werde auf die Höhenstraße auf einen Parkplatz fahren, dort werden wir die Plätze tauschen, und dann können Sie in Ruhe üben. Mit einer Gangschaltung sind Sie zumindest rein optisch ja wohl vertraut. Erster Gang links vor, zweiter Gang links zurück, dritter Mitte vor, vierter Mitte zurück, fünfter rechts vor und den Rückwärtsgang haben wir rechts hinten. Zum Losfahren nehmen wir immer den ersten Gang … ich hebe den linken Fuß, lasse die Kupplung ganz langsam kommen und der rechte Fuß am Gaspedal übernimmt, den linken Fuß habe ich jetzt ganz weg von der Kupplung … raus aus der Parklücke, blinken nicht vergessen und … linker Fuß auf die Kupplung und zweiter Gang, linker Fuß wieder weg von der Kupplung, rechter Fuß gibt vorsichtig Gas, raus aus der Gasse, blinken, vom Gas gehen, rollen lassen, ich kann im zweiten Gang bleiben, solange er rollt … und linker Fuß auf die Kupplung und dritter Gang, rechter Fuß gibt Gas, linker Fuß weg von der Kupplung. Alles klar?«
Ich starrte ihn an. Liebste Teddy hatte er gesagt.
Man kann sagen, dass ich die Fahrt zur Höhenstraße bis zu einem gewissen Punkt fast genoss. Es war schön, kutschiert zu werden. Noch dazu in diesem schwarzen, funktionierenden, elektrofenstrigen Auto, in dem die Haare des Zahnarztes im Fahrtwind flatterten. Mir fiel auf, dass seine Haut- und seine Haarfarbe sehr ähnlich waren. Irgendwie war beides dunkelblond. Oder ein sehr helles Nussbraun. Mein Magen knurrte, ich hatte viel zu wenig gegessen und plötzlich das Gefühl, auf der Stelle sterben zu müssen, wenn ich nicht sofort eine Nusstorte bekam. Dabei machte ich mir gar nichts aus Nüssen. Trotzdem wollte ich nichts lieber als ein dickes, cremiges Stück Nusstorte, und je länger ich den Zahnarzt ansah, desto dringender wurde das Bedürfnis.
»Woran denken Sie, Teddy?«
»An –«, und in dem Bemühen etwas besonders Geistreiches und Tiefgründiges von mir zu geben, sagte ich: »An einen Sommer wie damals.« Woher hatte ich das denn? Aus der Werbung? Doch zu meinem Glück schien der Zahnarzt mit der Antwort zufrieden zu sein, er hakte nicht nach und wandte sich dem nächsten Thema zu.
»Wollten Sie immer schon Schuhverkäuferin sein, Teddy?«
»Ich weiß nicht … ich glaube nicht.«
»Sie glauben?«
Ich räusperte mich. »Nun ja, ich … ich hab’s nicht so mit Prüfungen, darum musste ich die Schule abbrechen, mit sechzehn … und damals habe ich gleich im Schuh-Bi-Dubi-Du angefangen. Gewollt habe ich wahrscheinlich nicht, aber