dem ersten Vollzug geschworen. Allerdings war’s nicht direkt mein erstes Mal. Und wie wir Frauen so sind, habe ich sofort angefangen, für den Hämorrhoidenfritzen mit dem schönen Brusthaar noch Entschuldigungen zu finden. »Gut, er ißt wie ein Schwein, aber er hatte so einen strengen Vater, gegen den er sich heute noch auflehnen muß, sicher, er prügelt sich dauernd, aber früher hat er in der Schule dauernd paar draufbekommen, und jetzt ist er endlich stark genug …« Vielleicht hatte er nur einfach einen schlechten Tag. Lars der »Streng-nach-Plan-Beischläfer«. Oder er kann aushäusig einfach nicht so wie daheim. Soll’s ja geben. Nach der Futonpleite bei mir habe ich ihm noch mal den Heimvorteil gegeben. 4 Tage später. Voller Elan. In seinem Apartment. Normale haben eine Wohnung und ein Bett. Er hat ein Apartment und ein Wasserbett. Ob das den Hämorrhoiden besser bekommt? Hat er es etwa auch noch mit der Bandscheibe? Eine Frage, die ich nach der Vorstellung auf seinem schwabbeligen Wasserbett eindeutig mit Nein beantworten konnte. Verrenkungen der schwierigsten Sorte hat der mir präsentiert. Dabei nur anscheinend vergessen, daß ich keineswegs ein 45 Kilo leichtes chinesisches Schlangenmenschenmädchen bin. Das bescheuertste an seinem gymnastischen Sexprogramm war die Vorhersehbarkeit. Lars hat sich die Reihenfolge zwar wirklich brav gemerkt, aber leider vergessen, den Artikel auf dem Nachttisch wegzuräumen. Den aus der aktuellen »Men’s Health«: »Schluß mit der Missionarsstellung – 14 ausgefallene Alternativen.« Bei Nummer 13 bekam ich einen abartig ekelhaften Muskelkrampf in der linken Pobacke und mußte auf die 14 verzichten. Wie schade. Wäre sicher irre interessant gewesen.
Noch schnell ein paar Kerzen auf den Nachttisch wegen der Romantik und etwas Parfüm aufs Bettzeug. Das war’s im Schlafzimmer. Perfekt. Jetzt geht’s an die Küche. Oberflächliche Reinigung ist das Motto. Geschirr wegspülen, Ablagen wischen und Kühlschrank auf Vordermann bringen. Fläschchen Schampus rein und leicht Angegammeltes raus. Es ist mir ein mittleres Rätsel, warum ausgerechnet meine Joghurts diesen fatalen Hang haben, ihr Haltbarkeitsdatum zu überschreiten. Und das in dem Moment, in dem sie vom Supermarkt in meinen Kühlschrank kommen. Mit abgelaufenem Haltbarkeitsdatum ist das so eine Sache. Es gibt ja Leute, die das überhaupt nicht kratzt. Die riechen an den Sachen und entscheiden dann: gut oder nicht mehr gut. Ich bin eine Haltbarkeitsdatumsgläubige. Wenn drauf steht: haltbar bis mindestens 20.7., dann bedeutet der 21.7. für den Joghurt: Tod im Müll. Wäre das nicht ein gigantischer Filmtitel? Na ja. Der Gedanke, daß ich Joghurt esse, der schon vor sich hin west und vielleicht gerade zu leben beginnt, gruselt mich so, daß ich lieber mal eins zuviel wegschmeiße. Dieses neue Joghurt, das mit den lebenden Kulturen, ist für mich ein Horror. Obwohl ich mich jedesmal, wenn ich was wegschmeiße, was vielleicht noch eßbar wäre, sehr schäme. Lebensmittel wirft man nicht weg. Nur verwöhnte konsumverrückte Miststücke machen so was. »In der Dritten Welt würden sie sich die Finger lecken nach dem, was du in den Müll schmeißt«, pflegt meine Schwester gerne oberlehrerhaft zu sagen. Soll ich es persönlich zur Post bringen oder gleich runterfahren. Wie stellt die sich das vor? Davon abgesehen, nach ihrem Müll würde sich keiner verzehren. Nervensäge. Eine ältere Schwester ist eine harte Aufgabe. Was zum DranAbarbeiten. Vor allem ein so relativ perfektes Modell wie meine. Mit ihrer adretten kleinen Familie. Mit ihrer Fähigkeit, aus alten Resten noch ein bezauberndes 3-Gänge-Menü zu zaubern. Selbst in den billigsten Fummeln von H & M, Hasi und Mausi genannt, sieht sie aus wie in Designerklamotten gewandet. Toll, gell. Meine Mutter ist irre stolz auf sie. »Wie die ihr Leben meistert, da kannst du dir wirklich mal was abgucken, Andrea«; dieser Satz fehlt in ihrem wöchentlichen Vortrag nie. Die Frau weiß echt, wie man Geschwisterliebe fördert. Das mittlere Kind zu sein ist eh kein Glücksfall. Das erste bekommt die Riesenaufmerksamkeit, jeder Schritt und Pups wird begeistert begleitet, und die nächsten müssen sehen, wie sie zurechtkommen. Dürfen sich bei den wundervollen Größeren alles abgucken. »Ach die zweiten, die laufen einfach so mit, machen überhaupt kaum Arbeit«, hat meine Mutter immer betont. Das finde ich die größte Unverschämtheit. Erst kaum was investieren und dann dasselbe Ergebnis wie bei den gepäppelten und verzogenen Erstgeborenen erwarten. Schlauer sollen die ersten ja auch sein. Ehrgeiziger und verantwortungsbewußter. Da hat Mutti ja auch noch stundenlang Lego gespielt und mit Engelsgeduld immer wieder »Das ist ein Auto« vorgesprochen. Nesthäkchen sind dann wieder besser dran. Niedliche Nachzügler, die letzte Chance für Mütter, ein Kleinkind zu betütteln. Nach diesem Baby ist Schluß, das wissen sie und legen sich noch mal richtig ins Zeug. Das ganze große Programm. Wenn’s dann noch