du ganz allein am See? Ich sollte vielleicht doch zu dir kommen. Das klingt ja himmlisch.“
„Zu Anfang war ich tatsächlich allein“, sagte Kate, wollte aber nicht weiter sprechen.
„Ja – und später? Was ist denn geschehen, Kate? Rede schon.“
„Als ich zurück schwamm, saß Jake am Ufer.“
Jessie lachte laut auf. „Diesen Jake muss ich unbedingt kennen lernen. Was hast du gemacht? Nein, ich weiß schon. Du hast ihn gebeten, dir den Rücken zuzuwenden, und er hat sich ganz wie ein Gentleman verhalten.“
„Nein, habe ich nicht“, widersprach Kate gekränkt. „Ich bin einfach aus dem Wasser gekommen, habe mein Kleid übergezogen und bin gegangen.“
„Dann hast du dich einem völlig Fremden gegenüber splitternackt gezeigt? Was hat er gesagt?“
„Es war doch nur Jake. Er meinte, ich hätte ihm den Morgen verschönert oder so.“
Wieder musste Jessie lachen. „Wie willst du ihm wieder unter die Augen treten?“
„Jessie, ich habe den Vormittag mit ihm auf dem See verbracht, und heute Abend bringt er mir das Billardspielen bei. Er ist nur ein Freund, nicht mehr. Kommen wir lieber zu meinem Plan. Ich bin heute mit einem Mann beim Reiten gewesen, der mir perfekt erscheint.“
„Du bist geritten? Wirklich?“
„Na ja, Eric wollte es mir gerade erklären …“ Kate verstummte, aber dann erzählte sie doch weiter. „Dann hat ihn das Pferd gegen das Knie getreten, und er musste ins Krankenhaus … Hör auf“, rief sie, als Jessie wieder loslachte. „Er war ein wundervoller Mann.“
„Na, er ist ja nicht tot. Erzähl mir mehr über Jake“, forderte Jessie sie auf. „Wie alt ist er?“
„Keine Ahnung“, erwiderte Kate verärgert. „Mitte dreißig, geschieden von einer Topstaatsanwältin, die toll im Bett war. Aber er ist nicht mein Typ. Und jetzt muss ich mich für heute Abend fertig machen. Dann rufe ich noch mal Eric an, um zu hören, wie es ihm geht. Und morgen treffe ich mich mit Rick, dem Umweltschützer. Selbst Jake sagt, dass Rick ein toller Kerl ist.“
„Schon wieder Jake. Bist du sicher, dass er nicht vielleicht mein Typ ist?“
„Absolut.“
„Ruf mich morgen wieder an, damit ich auf dem Laufenden bin, und richte Jake meine Grüße aus. Ich kann es nicht erwarten, ihn kennen zu lernen.“
„Er ist nicht dein Typ“, wiederholte Kate und legte auf, während Jessie noch immer lachte.
Was ist bloß so lustig? fragte sie sich und überlegte, was sie anziehen sollte. Der schwarze, glatte Rock reichte ihr bis zur Wade, und kurzentschlossen schnitt sie ihn mit der Nagelschere direkt über dem Knie ab. Das Haar trug sie offen, und weil sie sich mit dieser Frisur verletzlich fühlte, setzte sie wieder ihren schwarzen Cowboyhut auf.
Als sie das Apartment verließ, fiel ihr ein, dass ihr Wagen immer noch bei Nancy vor der Bar stand. Nach kurzem Überlegen setzte sie sich einfach auf die oberste Stufe und wartete.
Auch wenn er nicht vornehm oder erfolgreich war, so konnte man sich doch auf Jake verlassen. Jake würde sich bestimmt erinnern, dass sie keinen Wagen hatte, und sie abholen.
Um halb acht setzte Jake sich in seinen Wagen, um zu Nancy zu fahren. Vor dem Beifahrersitz lag ein Schuh von Kate. Aufseufzend fuhr er zu ihrem Apartment und bemühte sich, seine Aufregung zu verdrängen. Als er vor den Stufen anhielt, saß Kate bereits in einem kurzen schwarzen Rock vor der Tür und winkte ihm zu. Sie hat sehr schöne lange Beine, stellte Jake fest und war überzeugt, dass sie bestimmt viel Trinkgeld bekommen würde. Die Männer taten ihm jetzt schon leid.
Lächelnd stieg sie bei ihm ein. „Ich wollte mich gerade zu Fuß aufmachen, da wurde mir klar, dass Sie mich bestimmt retten werden. Vielen Dank. Ich werde nie wieder trinken, dann brauchen Sie mich auch nicht ständig hin und her zu fahren.“
„Kein Problem“, sagte er nur. „Versprechen Sie mir nur, dass Sie sich mit niemandem aus dem Ort verabreden. Wir haben hier auch so schon wenige Einwohner.“
„Sehr spaßig.“ Kate wandte sich ab.
„Was war heute mit Allingham? Ich sah den Notarztwagen.“
„Das Pferd hat ihn getreten.“
„Sind Sie sicher, dass Sie Ihre drei Verlobten lebendig verlassen haben? Sind die Leichen jemals gefunden worden?“
„Seien Sie still, und konzentrieren Sie sich aufs Fahren“, erwiderte Kate.
Nancy reichte Kate ein T-Shirt und eine Weste. „Jetzt bekommst du erst mal eine Uniform.“
Als sie sich im Lagerraum umzog, stellte Kate fest, dass das T-Shirt ziemlich eng und die Weste ziemlich locker saß. Aber was machte das schon? Sie wollte heute Abend ihren Spaß haben.
„Ich fühle mich ganz schön dick in dem engen T-Shirt“, beklagte sie sich lächelnd bei Nancy.
„Das ist Absicht. Aber du siehst phantastisch aus. Besonders mit dem Hut. Lass ihn ruhig auf.“ Nancy reichte ihr ein Tablett mit sechs