Und eins für die Dame mit der zerbrochenen Flasche in der Hand.“
„Vielen Dank.“ Kate setzte sich neben ihn und legte den Flaschenhals auf den Tresen.
„Als Dank für die Rettung vor Brad“, erklärte Jake. „Aber vielleicht sollten Sie statt Bier lieber Saft trinken?“
„Ein Bier, bitte.“ Kate ließ den Rest ihres Weines stehen, und Nancy fegte rasch die Scherben weg.
„Brad ist eigentlich kein schlechter Kerl“, erklärte Jake. „Er macht sich immer nur an die bestaussehenden Frauen heran. Und meistens hat er Erfolg. Deshalb konnte er auch nicht begreifen, dass Sie ihn abblitzen lassen. Aber er weiß ja auch nichts von Ihrem Plan.“
„Wie schmeichelhaft.“ Kate hatte keine Lust, auf die Sticheleien einzugehen. „Mir ist aufgefallen, wie ruhig Sie geblieben sind, obwohl er Ihnen gedroht hat.“
„Früher war ich hitziger. Das muss am Alter liegen.“
„Nein.“ Kate klang sehr ernsthaft. „Ich weiß noch nicht, woran es liegt, aber das Alter ist es nicht, weswegen Sie immer so ruhig sind.“
„Wenn Sie es herausfinden, lassen Sie es mich wissen.“ Jake nahm sein Bier entgegen. „Soll ich Sie später nach Hause fahren?“
Kate zögerte kurz, doch sie konnte aus seinem Vorschlag nur Hilfsbereitschaft heraushören. „Danke, aber ich fürchte mich nicht im Dunkeln.“
„Ich glaube nicht, dass Sie sich überhaupt vor irgendetwas fürchten. Wie läuft es denn mit Ihrem Plan?“
„Für heute habe ich ihn aufgegeben“, sagte Kate. „Wie schon gesagt, hier kommt mir dieser Plan auf einmal ziemlich unsinnig vor.“
„Freut mich, das zu hören. Ich dachte schon, Brad sei einer der Kandidaten.“
„Ich wollte nicht überheblich wirken“, sagte Kate und dachte an Donald. „Er war freundlich, also war ich es auch.“
„Vielleicht sollten Sie sich etwas zurückhalten. Die Jungs hier kommen sonst noch auf dumme Gedanken.“
„Dann war es also meine Schuld, ja?“ fuhr sie ihn an.
„Nein. Aber in diesem Kleid wirkt Freundlichkeit auf Männer nicht ganz so harmlos.“
„Was ist an diesem Kleid auszusetzen?“
„Es hat kein Rückenteil.“ Jake blickte ihr über die Schulter. „Ich beklage mich nicht, aber hier bekommen wir sonst nicht so viel Haut zu sehen. Verstehen Sie mich? Hören Sie doch einfach auf, Betrunkene anzulächeln.“
Kate riss sich mit Mühe zusammen. „Danke für den guten Rat“, erwiderte sie knapp. „Ich werde ihn beherzigen.“
Jake lächelte. „Wenn ich es nicht besser wüsste, würde ich sagen, dass Sie reizend aussehen, wenn Sie wütend sind.“ Damit tippte er sich an den Hut und ging wieder zum Billardspielen.
„War er schon immer so?“ erkundigte sie sich bei Nancy.
„Wie?“
„So … so lahm.“
Nancy lachte auf. „Oh, lassen Sie sich davon nicht täuschen. Er ist hellwach. Ihm entgeht nichts.“
„Aber er bewegt sich doch sehr langsam.“
„Das ist halt sein persönliches Energiesparprogramm. Bist du an ihm interessiert?“
„Nein. Er ist nicht mein Typ Und das beruht auf Gegenseitigkeit.“
„Jake mag so ziemlich jeden“, erwiderte Nancy.
Kate blickte sich um und sah, wie eine junge Frau sich angeregt mit Jake unterhielt. Jake schien ihr Interesse jedenfalls nicht unangenehm zu sein, obwohl sie viel zu jung für ihn war.
„Noch ein Bier“, sagte Nancy. „Das geht auf Rechnung des Hauses.“
Kate bedankte sich und unterhielt sich den Rest des Abends mit Nancy, ohne auf die Männer zu achten, die sich Hoffnungen zu machen schienen.
Zwischendurch bediente Nancy an der Bar. Als sie sich gegenseitig aus ihrem Leben erzählten, bildete sich zwischen ihnen eine Freundschaft heraus, und schon bald erwähnte Kate Nancy gegenüber den Plan, den Jessie für sie ausgeheckt hatte.
„Ich weiß, dass das dumm klingt“, sagte Kate.
„Tja, ich bin nicht so sicher“, entgegnete Nancy. „Ist doch besser, als zu Hause zu sitzen und darauf zu warten, dass der Richtige vorbeikommt.“
„Ich habe aber Fehler gemacht“, gestand Kate ein. „Nur weil er erfolgreich sein sollte, habe ich nicht auf andere Eigenschaften geachtet. Du hättest meinen Golfpartner sehen sollen!“
„Ist das der, den du hinterher beatmen musstest? Davon habe ich gehört“, bemerkte Nancy schmunzelnd.
„Und dann der, mit dem ich heute einkaufen war!“ Kate schüttelte den Kopf. „So etwas Überhebliches habe ich noch nicht erlebt.“
„Von dem habe ich auch gehört. Man hat mir auch erzählt, dass du sehr nett bist, und wir haben uns alle gewundert, warum du mit so einem arroganten Kerl überhaupt ausgehst.“
„Die alle?“ fragte Kate nach.
„Es ist ein kleiner Ort. Wir mögen dich.“
‚Ach so“, sagte Kate verunsichert. „Ich mag die Leute auch.“
„Gut. Dann solltest du dich lieber mit Männern von hier treffen als mit den reichen Geschäftsleuten.“
Kate schüttelte den Kopf. „Mein Traummann muss nun mal ein Großstadtmensch sein. Aber er soll nicht nur erfolgreich sein, sondern muss auch ein lieber Mensch sein.“
„Wer weiß, vielleicht ist dein Traummann ganz in deiner Nähe.“
„Bei meinem Glück ist er gerade angeln in Alaska.“
Um zehn Uhr verschwand Penny mit dem „Zahnarzt“, und Kate half Nancy bei der Arbeit. Zwischendurch