Ein Mann fur alle Lagen - By Jennifer Crusie Page 0,21

Leute aber arbeiteten in einer Fabrik in der Nähe. Dann schloss die Fabrik, und dreihundert Menschen verloren die Arbeit.“

„Und was geschah?“ hakte Kate nach.

„Die Leute fragten Will, ob er Arbeit für sie hätte, aber er konnte natürlich bei weitem nicht so viele anstellen.“ Jake blickte sie an. „Und Will rief mich an.“

„Sie haben ihm geholfen.“

Jake lachte auf. „Nein. Er wollte nicht meine Hilfe, sondern Geld. Und zwar viel. Er wollte ein Freizeitgelände aufbauen, das dreihundert Leuten Arbeit gab.“

„Oh.“ Kate wurde verlegen. „Jetzt sehe ich die Anlage mit ganz anderen Augen.“

„Ja.“ Jake nickte. „Immer wenn ich denke, wie lächerlich diese Anlage hier im Nirgendwo wirkt, fallen mir die Arbeitsplätze ein, und ich halte meinen Mund.“

„Dann haben Sie für ihn einen Kredit besorgt?“

„Nein.“ Jake nahm sich noch ein Bier. „Ich gab ihm all mein Geld und kam zurück nach Hause.“

„Es muss sehr viel Geld gewesen sein.“

„Will war beeindruckt“, erwiderte Jake. „Und während das alles hier gebaut wurde, hatten die dreihundert Leute Arbeit. Dann kamen die Touristen, und die Geschäfte in ‚Toby’s Corners’ konnten handgearbeitete Dinge verkaufen und Antiquitäten und Souvenirs. Wenn Valerie wieder eine ihrer Veranstaltungen plant, wie zum Beispiel diese schreckliche Hawaii-Party, dann holen wir die Hilfskräfte weit aus dem Umland. Kurz gesagt: Will hat unser Städtchen gerettet.“

„Will und Sie“, stellte Kate richtig.

„Nein.“ Jake zog sich den Hut wieder ins Gesicht. „Nur Will. Ich hatte zu der Zeit zufällig gerade viel Geld. Ein paar Wochen früher oder später wäre ich vielleicht wieder pleite gewesen. Im Moment habe ich jedenfalls überhaupt kein Geld. Kommen Sie also nicht auf irgendwelche Ideen.“

„Was für Ideen denn?“

„Dass ich reich sei und für Sie in Frage komme.“

Kate war einen Moment sprachlos.

„Ich kenne Frauen wie Sie“, sagte Jake. „Sie verspeisen die Männer zum Frühstück. Aber ich bin schon gefressen worden. Vergessen Sie mich.“ Dabei blickte er sie nicht an.

Kate überlegte, ob sie ihn treten solle. Aber das wäre nicht damenhaft, und so ließ sie es bleiben. „Seltsam, dass sich das Boot bei dem Gewicht Ihres Selbstbewusstseins über Wasser halten kann“, stellte sie fest.

„Haha.“

„An einem überheblichen, schäbigen, sturen Macho wie Ihnen ist nichts, was mich reizen könnte.“

„Schäbig?“

„Sie könnten einen Haarschnitt vertragen.“

„Das ist genau die Haltung, die mich aus der Stadt vertrieben hat.“

„Und dieser Cowboyhut ist einfach lächerlich.“

„Moment mal.“ Jake richtete sich leicht auf. „Das ist er nicht. Will hat ihn mir gegeben, weil er meinte, ich sei ein Held.“

„Wie bitte?“ Kate sah ihn verblüfft an.

„Er sagte, ich hätte die Stadt gerettet, und im Western würde der Held auch immer einen weißen Hut tragen.“

Sie musste lachen. „Und jetzt tragen Sie ihn ständig. Angeber.“

Jake sah sie stirnrunzelnd an.

„Sie genießen es, einer der beiden Templetons zu sein, die ‚Toby’s Corners’ vor dem Untergang bewahrt haben. Immer mit dem Heldenhut herumlaufen und unschuldige Leute aus der Stadt wie mich beleidigen!“

„Sie sind nicht unschuldig“, widersprach er.

„Und ob. Ich kann es nicht fassen, dass Sie denken, ich würde mich an Sie heranmachen, weil Sie reich sind.“

„Ich bin nicht reich.“

„Aber ich“, erklärte Kate. „Und wie.“

„Wie reich denn?“ bohrte Jake nach. „Ich sollte Sie für das Bier zahlen lassen.“

„Ich bekomme ja keins zu trinken“, regte Kate sich auf. „Dachten Sie wirklich, ich mache mir des Geldes wegen etwas aus Ihnen?“

„Ich weiß aus guter Quelle, dass Sie hier sind, um sich einen reichen Geschäftsmann zu angeln.“ Jake sah ihr in die Augen. „Das habe ich mir nicht ausgedacht.“

„Wer sagt das?“

„Valerie hat es Will erzählt.“

„So ein Mist.“ Kate schüttelte lächelnd den Kopf. „Ja, das war auch eine dieser Ideen, die mir in der Stadt noch ganz großartig vorkamen.“

„Halten Sie sich fern von großen Städten“, empfahl Jake. „Offenbar sind Sie für unsinnige Ideen noch anfälliger als ich.“

„Mit fünfunddreißig heiraten zu wollen ist gar nicht so unsinnig. Und weil der Traummann nicht erschien, habe ich mich eben auf die Suche begeben.“

„Und da sind Sie hierher gekommen, um sich zu verloben?“

„Verlobt bin ich schon dreimal gewesen. Diesmal wollte ich einen zum Heiraten finden.“ Kate sah ihn prüfend an. „Und Sie sind kein Kandidat für mich. Also entspannen Sie sich, und trinken Sie Ihr Bier.“

„Dreimal verlobt?“ Jake lachte. „Was hat die drei vertrieben?“

„Ich habe sie verlassen.“ Kate versuchte vergeblich, zerknirscht auszusehen. „Es hat einfach nicht geklappt.“

„Wieso stellen Sie sich in einem großen Geschäftsgebäude nicht solange vor die Herrentoilette, bis einer herauskommt, der gut genug aussieht?“

„Danke für den Tipp. Machen Sie sich ruhig lustig. Ich unternehme wenigstens etwas, anstatt Rasen zu mähen.“

„Ich beaufsichtige diese Arbeiten nur. Also bin ich ein Manager, und im Grunde gehört mir die Hälfte der gesamten Anlage. Leider kann ich das Geld nicht flüssig machen, deshalb komme ich für Sie

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